Der da

„Der da; – guck mal, der da…“ Wenn wir als Kinder mit dem Finger auf jemanden zeigten, wurden wir oftmals ermahnt: „Man zeigt nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute!“ Wir haben uns dann den Spaß gemacht und versucht, unseren Zeige-Finger irgendwie zu bedecken, zum Beispiel mit einem Zipfel des T-Shirts, das wir trugen. Funktionniert hat der Fingerzeig dann nicht mehr so gut.
„Die da …“ Nachdem die Schlagzeile von über 700 ertrunkenen Flüchtlingen für große Betroffenheit gesorgt hatte, dauerte es nicht lange, bis der kollektive Zeigefinger mal auf Politiker, mal auf Schlepper, mal auf die Reichen und ja auch auf die flüchtenden Menschen gerichtet wurde. Da kommt mir eine weitere Lebensweisheit aus Kindertagen in den Sinn: „Wenn Du mit dem Finger auf jemanden zeigst, zeigen mindestens drei Finger auf dich zurück:“ Wie sieht es also aus mit der selbstkritischen Refelexion in unserem Land? Wie sieht es aus mit meiner Schuld? So leicht es auch sein mag die Splitter in den Augen des anderen zu sehen, so wenig hat das etwas mit der Wahrheit zu tun. Die Wahrheit ist viel bitterer, um sie zu ent-decken braucht es das Schlagen an die eigene Brust:
Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen,
und allen Brüdern und Schwestern,
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe
– ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken
durch meine Schuld, durch meine Schuld,
durch meine große Schuld.
Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria,
alle Engel und Heilige
und euch, Brüder und Schwestern,
für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn.
Denn „Der da“ bin ich!

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