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Seid meiner Ausbildungszeit hat mich die Kundschaftergeschichte aus dem Buch Numeri Kapitel 13-14 begleitet und wird es auch weiter tun.
Nach vielen entbehrungsreichen Jahren in der Wüste hat das Volk Israel die Grenze zum verheißenen Land erreicht. Und nun werden Kundschafter ausgesandt. Ihr Auftrag: “Seht, wie das Land beschaffen ist!” Bei ihrer Rückkehr berichten sie von einem besonders fruchtbaren und schönen Land mit übergroßen Früchten. Aber die meisten von ihnen haben Angst davor, dieses Land in Besitz zu nehmen. Zu groß scheint ihnen die Gefahr, zu stark das Volk, das im Land lebt. Und so erzählen sie den Menschen Horrorgeschichten über das Land und seine Bewohner, obwohl sie auf ihrer Erkundungstour auch das Schöne und den Reichtum gesehen haben. Das Volk beginnt zu murren, möchte Mose als Führer absetzen, möchte in der Wüste bleiben oder besser noch zurück nach Ägypten in die Sklaverei.
Vielen Menschen ergeht es heute ähnlich. Die Angst vor Hindernissen und möglichen Gefahren lässt uns in unserer ganz persönlichen Wüste leben, lässt uns in der selbst gewählten oder auferlegten Unfreiheit ausharren, obwohl wir erahnen, oder gar wissen, dass ein anderes, ein besseres Leben möglich ist. Ein Leben mit mehr Aufmerksamkeit, Gerechtigkeit, Liebe, Friede, Heilung und Freude.
In der Geschichte wagen es zwei der Kundschafter, den anderen zu widersprechen. Josua und Kaleb zerreißen ihre Kleider und beschwören, dass die Verheißung Gottes wahr ist: Ja, dieses Land birgt Gefahren, aber diese Risiken lassen sich -mit Gottes Hilfe- meistern.
Im Johannes-Evangelium sagt Jesus: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben in Fülle haben.“ (Joh 10,10) Gott ist auf unserer Seite und er verspricht uns die Fülle des Lebens. Wie dieses Leben aussehen kann, hat uns Jesus Christus gezeigt: Durch seine Hinwendung zu jedem Menschen, durch seine Vergebung, seine Liebe, sein Vertrauen darauf, dass die Macht der Liebe größer ist, als die Macht von allem was uns ängstlich und unfrei macht.
Seinem Weg zu folgen, auf die Verheißung Gottes zu vertrauen ist nicht ohne Risiko. Deswegen braucht es immer wieder Mut aufzubrechen und bei der Erkundung von Land und Leuten seinen Blick nicht nur auf das Bedrohliche zu werfen, sondern auch auf die vielen Anzeichen dafür, das Gott auf unserer Seite ist und seine Verheißung erfüllen will: Ich bin gekommen, dass sie das Leben in Fülle haben.

Die Kundschaftererzählung hinterlässt in heutigen Ohren aber auch eine Assoziation, die meinem Anliegen entgegensteht. Schon im Buch Numeri selbst wird die anschließende Landnahme als Erorberungsgeschichte dargestellt. Ziel dieser Erzählweise ist natürlich deutlich zu machen, das Gott an der Seite des Volkes Israel steht und kämpft. In der biblischen Exegese wird die Auffassung vertreten, dass die Landnahme wahrscheinlich eher ein friedlicher langfristiger Prozess war mit einer friedlichen Koexistenz verschiedener Völker. Aber mit dem Aufkommen von Geheimdiensten in der Neuzeit wurde der Begriff Kundschafter immer auch als euphemistische Umschreibung für Spione verwendet, Bis hin zum Begriff “Kundschafter des Friedens”, der von den Ostblockstaaten im kalten Krieg benutzt wurde.
Als Christ auf diese Welt und Zeit zu blicken, kann aber nie in der Absicht der gewaltsamen Eroberung und des (feindlichen) Ausspionieren geschehen. Vielmehr geht es um einen liebevollen Blick, der darauf vertraut: “Egal wo du hinschaust, du kannst immer Spuren Gottes und seiner unbedingten Liebe finden.” Oder wir Alfred Delp es formuliert hat: “Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Poren der Dinge quillt er gleichsam uns entgegen.”
Genau darum soll es bei an-gesehen.de gehen. Ein Blick auf die Menschen in dieser Zeit aus der festen (Glaubens-)Überzeugung, dass jeder einzelne von uns von Gott liebevoll an-gesehen ist. Und dass auch wir die Welt und unsere Mitmenschen liebevoll an-sehen dürfen.
Guten Tag
Vor einigen Wochen habe ich einen interessanten Artikel zum Thema Dienmut unter diesem Link gelesen: http://kundschafter.de/dienmut.html, den ich meinen Kursteilnehmenden empfohlen habe. Nun wurde ich darauf aufmerksame gemacht, dass dieser Link nicht mehr funktioniert. Können Sie uns Zugang verschafffen zu diesem Artikel?
Freundliche Grüsse
Nelly SImmen
Hallo Frau Simmen,
ihr Interesse feut mich. In der Tat habe ich erst wenige Artikel von kundschafter.de auf an-gesehen.de umgezogen. Für den Artikel Dien-Mut habe ich das soeben gemacht. Er ist jetzt hier erreichbar: https://an-gesehen.de/dien-mut